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Stellungnahme NGZ Artikel

Stellungnahme bezüglich des am 13.05.2015 in der NGZ erschienenen Artikels „Zwei Sichtweisen auf den Nahost-Konflikt“
Am 11.05.15 wurde im Rahmen der Veranstaltungsreihe Nahost der VHS Neuss auf Einladung von Amnesty International die Ausstellung „Haft ohne Anklage“ eröffnet.
Zur Eröffnung der Ausstellung wurde sowohl ein Redebeitrag von Amnesty International als auch ein Vortrag von Nora Demirbilek, Mitglied von Handala e.V., gehalten. In dem Eröffnungsvortrag ging es darum, die Prämissen des Forschungsprojektes darzustellen, auf Grundlage dessen die Ausstellung entstanden ist und darum, eine Einführung in die Thematik zu geben. Das universitäre Forschungsprojekt beruht u.a. auf Berichten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, der palästinensischen Menschenrechtsorganisation Addameer und der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem. Darüber hinaus wurden Interviews mit ehemaligen Administrativhäftlingen, mit Angehörigen dieser, mit MenschenrechtsanwältInnen und mit MitarbeiterInnen verschiedener Menschenrechtsorganisationen geführt und als Untersuchungsgrundlage verwendet. Die Kritik an der israelischen Administrativhaft steht u.a. in Einklang mit dem UN-Menschenrechtsrat und Amnesty International.
Auch bezüglich der Zahlen zu Administrativhäftlingen sowie der Tatsache, dass nach dem sogenannten „Shalit Deal“ viele der Freigelassenen kurze Zeit später unter Art. 186 der Military Order 1651 wieder verhaftet wurden, berufen wir uns auf Ergebnisse von Addameer und auf die Berichterstattung der israelischen Tageszeitung Haaretz.

Hier finden Sie die Stellungnahme in voller Länge.

Die Nakba – Flucht und Vertreibung der PalästinenserInnen 1948

Die PalästinenserInnen bezeichnen die Geschehnisse vor und nach der Ausrufung des israelischen Staates am 14. Mai 1948 als die Nakba. Der Begriff „Nakba“ ist arabisch und bedeutet „Katastrophe“. Denn während die Ereignisse in Israel als Wiedergeburt nach zweitausendjährigem Exil und nach Jahrhunderte langer Verfolgung gefeiert werden, haben sie den überwiegenden Teil der PalästinenserInnen zu einem Volk von Flüchtlingen gemacht, die sich ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt sehen, ohne Aussicht auf nationale Selbstbestimmung, geschweige denn auf Entschädigung oder gar Rückkehr.
Bis heute kursieren im öffentlichen Bewusstsein in Deutschland eine Reihe von Mythen, die den historischen Sachverhalt entstellen. Bilder vom „Kampf des israelischen David gegen den arabischen Goliath“, vom „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ oder von „den Arabern, welche die Juden ins Meer treiben wollten“ bestimmen die Wahrnehmung dieses Zeitabschnitts. Nicht nur palästinensische und internationale Historiker, sondern allen voran die neuen israelischen Historiker wie Simcha Flapan, Benny Morris und zuletzt Ilan Pappe, die seit der Öffnung der einschlägigen israelischen Archive in den 80-er-Jahren ganz neue Erkenntnisse hervorbrachten, sorgen inzwischen für eine differenziertere Geschichtsschreibung.
Nachdem Großbritannien 1947 sein Mandat über Palästina zurück gegeben hatte, beschlossen die Vereinten Nationen Ende November, das ehemalige Mandatsgebiet in einen jüdischen und einen arabischen Teil zu teilen. Obwohl die jüdische Bevölkerung, die ganz überwiegend in den zurückliegenden 50 Jahren nach Palästina eingewandert war, nur ein Drittel ausmachte, sollte sie mehr als 55% des Territoriums erhalten. Die arabische Zweidrittelmehrheit aus Muslimen, Christen und Drusen lehnte die Teilung ab und plädierte für einen gemeinsamen Staat. Unmittelbar nach Bekanntgabe der UN-Teilungsresolution begannen die Auseinandersetzungen zwischen den zionistischen und palästinensisch-arabischen Milizen. Die deutliche Überlegenheit der zionistischen Seite führte dazu, dass bereits vor der Ausrufung des Staates Israel Mitte Mai 1948 fast die Hälfte der ca. 750.000 insgesamt vertriebenen PalästinenserInnen ihre Heimat verlassen musste. Mehr als 200 Ortschaften im für den jüdischen Teil vorgesehenen Palästina, darunter alle größeren palästinensischen Städte wie Jaffa, Haifa, Safed oder Tiberias, waren bereits entvölkert und teilweise zerstört worden. Mitte Mai 48 war von den zionistischen Milizen auch schon Territorium erobert worden, das laut Teilungsplan für den arabischen Teil vorgesehen war, so im Westen Galiläas und in einem Korridor Richtung Jerusalem. Dies alles geschah, bevor ein einziger Soldat einer arabischen Armee seinen Fuß auf palästinensischen Boden gestellt hatte.
Im Angesicht dieser Entwicklung erklärten die arabischen Staaten Israel am 15. Mai 1948 den Krieg. Dabei stand ihre verbale Radikalität zu ihrer militärischen Stärke und tatsächlichen Bereitschaft, gemeinsam gegen Israel vorzugehen, in krassem Gegensatz. Sowohl palästinensische und englische als auch israelische Quellen konstatieren ein klare Überlegenheit der israelischen Armee. Jordanien mit der einzigen schlagkräftigen, unter englischer Führung stehenden Armee hatte zudem in geheimen Absprachen mit Tel Aviv sein alleiniges Interesse an der Westbank bekundet. Waffenruhen und israelische Offensiven lösten sich ab, bis der erste israelisch-arabische Krieg mit dem letzten Waffenstillstand im Juli 1949 beendet wurde. Die israelische Seite konnte ihr Territorium von 56% laut UN-Beschluss auf insgesamt 78% des Mandatsgebiets vergrößern. Die Stadt Jaffa, die als Exklave für den arabischen Teil vorgesehen war, und West-Jerusalem, das zusammen mit Ost-Jerusalem unter internationale Verwaltung gestellt werden sollte, wurden Teil Israels. Aus über 500 palästinensischen Ortschaften waren die Menschen geflüchtet und vertrieben worden. Alles Land der Flüchtlinge, ihre Immobilien, ihre Betriebe, Plantagen und Bankguthaben wurden entschädigungslos enteignet. Daran änderte auch die Ende 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedete Rückkehrresolution nichts. Bis heute ist die Nakba die traumatische Kernerfahrung des palästinensischen Volkes, die seine Identität entscheidend geprägt hat.
Details und Quellenangaben siehe im zur Wanderausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ gehörenden Katalog.

(Flüchtlingskinder Libanon e.V., Mai 2015)

Artikel über das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge

Ausstellung „Haft ohne Anklage“ in Neuss zu sehen

Ausstellung „Haft ohne Anklage“ in Neuss

Nach der Ausstellungseröffnung am 11. Mai 2015, wird die Wanderausstellung „Haft ohne Anklage“  vom 11. Mai – 12. Juni in den Räumlichkeiten der VHS Neuss  zu sehen sein. Für Rückfragen steht Ihnen innerhalb dieses Zeitraums die Neuss-Grevenbroicher Amnesty International Gruppe jeden Samstag gerne zur Verfügung. Den Flyer der gesamten Nahostreihe der VHS Neuss finden Sie unter folgendem Link.